IGS Kastellaun

Stationentheater

 

Direkt im Anschluss an Kaffee und Kuchen stellten Schüler aus den unterschiedlichsten Klassenstufen der IGS Kastellaun mit ihren DS-Kursen verschiedene Kurzstücke zum Thema Zeit dar. Der Weg vom Forum bis zur Aula (Schulstraße) war sehr abwechslungsreich gestaltet. Sieben DS-Kurse stellten, an verschiedenen Plätzen,  ihre Interpretation zum Thema „Zeit“ dar. Von den ganz Großen, die anspruchsvolle Textpassagen in einem abgedunkelten Raum zur Geltung brachten bis hin zu unseren ganz Kleinen die passend zum Thema „Zeit“ ein lustiges kurzes Theaterstück präsentierten, in welchem es um die neue IceWatch 2 ging. Jede der Gruppen versuchte die Zuschauer auf das Thema einzustimmen, was ihnen auch gelang. Mithilfe des Stationentheaters bekamen alle Gäste einen ersten Eindruck von der IGS Kastellaun, von der Unterrichtsweise und der Arbeit, die an unserer Schule im Fachbereich Darstellendes Spiel  geleistet wird. Außerdem zeigte es eine große Vielfalt an Stücken, die alle mit demselben Thema zu tun haben jedoch komplett verschieden sind. 

Die Eröffnungsveranstaltung der Landesschultheatertage war ein richtiger Erfolg

 

Wir, die IGS Kastellaun sind eine der ersten Schulen, an der Darstellendes Spiel unterrichtet wurde. Die Ausrichtung der LSTT soll in dieser Tradition stehen.

Nach der musikalischen Eröffnung durch die Schulband begleitet durch den Gesang von Tabea Emmel wurden zahlreiche Kurzreden gehalten.

 Nachdem ein Überblick über die kommenden Tage gegeben wurde, hat  auch unser Schulleiter Herr Becker alle Ehrengäste, Schülerinnen und Schüler sowie alle Helfer herzlich Willkommen geheißen. Einen besonderen Dank sprach er an die Schirmherren  Landtagspräsident Herrn Mertes sowie Staatssekretär im Ministerium für Bildung Herrn Beckmann aus.  Achim Ropers, der ebenfalls eine tolle Eingangsrede hielt, bedankte sich für die Spenden. Ein weiterer Dank ging auch an die Kreissparkasse Rhein – Hunsrück, denn diese bewilligte der Schule einen weiteren Zuschuss von 2500 Euro. Zu guter Letzt sprach unser Bürgermeister Herr Dr. Bröhr ein paar lustige und nette Worte.

Herr Becker bezeichnete die Landesschultheatertage als eine „logistische Herausforderung“ für unsere Schule, im selben Atemzug dankte er noch den Landfrauen aus Hollnich, die teilweise für die Verpflegung unserer Gäste zuständig sind. Er erwähnte lobend die Hauptorganisatoren Frau Jäger sowie Frau Schultze, ohne die diese tolle und hoffentlich unvergessliche Veranstaltung niemals möglich gewesen wäre.

Natürlich wären die Landesschultheatertage nicht die Landesschultheatertage ohne die mitwirkenden Schulen, deswegen wurden zum Ende hin der Eröffnungsveranstaltung nochmals alle Schulen vorgestellt, außerdem gaben diese einen kleinen Einblick in ihr Können, um die Zuschauer auf ihre einzelnen mit Mühe eingeübten Theaterstücke neugierig zu machen.

Unter den Mitwirkenden sind die Schulen:  Hofenfels-Gymnasium Zweibrücken, Friedrich- Wilhelm Gymnasium Trier, Schulzentrum Oberwesel, IGS Stromberg, Friedrich- Magnus- Schwerd- Gymnasium Speyer sowie unsere Schule, die IGS Kastellaun.

MOMO - KEIN MÄRCHEN

Keine Zeit, ein Theaterstück der Theater AG der IGS Kastellaun unter der Leitung von Herrn Wolfgang Halfmann gab dem Märchen Momo von Michael Ende einen realistischen Hintergrund.

Die Theater AG bestehend aus Schülern der Jahrgangsstufe 10, teils mit Erfahrung im Unterrichtsfach DS, teils ohne, hatte sich von dem Märchenroman „Momo“ von Michael Ende inspirieren lassen und ging der Frage nach, ob den Menschen nach dem Sieg des Mädchens Momo über die Zeiträuber wirklich mehr Zeit für sich und für andere bleibt.

Man stelle sich das Stück vor in der Zeit der gegenwärtigen Realität nach der Geschichte Momos.

Ein Mädchen mit Namen Momo fällt ohne selber einen Begriff von Zeit zu haben „ich bin schon immer da“ aus der Zeit heraus, hinein in eine soziale Gemeinschaft von Menschen, die erst nicht glauben will, dass das Kind sich seinen Namen selber gab, nicht weiß, wie alt es ist, nichts braucht und für sich selber sorgt.

Doch noch bestimmt Menschlichkeit diese Gemeinschaft und man beschließt, gemeinsam für Momo zu sorgen.

Wunderbar naiv im positivsten Sinn des Wortes, unverdorben und rein wird diese Figur von der Schülerin gespielt, die mit freundlichem Wesen die Menschen um sie herum bezaubert.

Sie nimmt Einfluss auf diese Gemeinschaft, auf Erwachsene, mehr noch auf die Kinder. Sie hat nicht nur selber Ideen, sondern regt sie an, selber Phantasie zu entwickeln. Den Erwachsenen dient Momo als Streitschlichterin. Durch Zuhören und ganz offene direkte Fragen bringt sie die zwei Streithähne Nino und Nicolo dazu, einzusehen, wie unwichtig der Gegenstand ihres Streites war. Geld und ein wenig derber Spaß ist noch kein Grund sich zu entzweien. Da keinem wirklich ein Schaden entstand, ist der Streit schnell beendet.

Der Straßenkehrer Beppo, anscheinend direkt aus dem Märchenroman entsprungen, ist einer der wenigen, der keinen Unterricht von Momo braucht. Seine Philosophie ist genial einfach und schützt ihn vor der Versuchung, der Hektik des modernen Lebens zu erliegen. Nicht an die unendlich lang scheinende Straße, die vor einem liegt, solle man denken, sondern nur immer an den nächsten Besenstrich. Auch er überzeugte durch Ausdrucksstärke in kleinen Gesten.

Die Gigi aus Endes Momo wurde für dieses Stück gesplittet in Gigi und Lilli, die sich wunderbar ergänzen in Rede und Spiel. Beide bunt in Benehmen und Kleidung und damit schon etwas von der Norm abweichend sind Meisterinnen im Ausdenken und Erzählen von Geschichten und damit weitere Verbündete Momos. Wer ihnen zuhört, vergisst die Zeit.

Die Schauspieler agieren in einem sehr sparsamen Bühnenbild. Die wenigen schwarzen Spielwürfel werden von den Darstellern zwischen den Szenen schnell umgebaut. Das Spiel selbst muss den Raum schaffen.

Beppo spürt es als Erster. Es sei kalt geworden in der Stadt und bald können auch die Kinder von Veränderungen berichten.

Ihre Eltern haben keine Zeit mehr und geben ihren Kindern statt Aufmerksamkeit Geld und materielle Dinge. Keine Zeit zu haben wird hier das erste Mal als Krankheit, die möglicherweise sogar ansteckend sei, bezeichnet.

Momo will mit den Erwachsenen reden, sie will sie überzeugen, der Gier nach Geld nicht nachzugeben.

Dabei stellt sich heraus, dass auch die Erwachsenen nicht glücklich sind. Sie ertragen den Zeitdruck, den sie als äußerlich und unabänderlich empfinden, nicht.

Ob durch echte Not oder Gier, der Druck immer mehr Geld zu machen bestimmt ihr Leben. Der altbekannte Satz: „Unsere Kinder sollen es doch einmal besser haben“, bleibt eine Ausrede, ja er klingt, nachdem sie ihre Kinder mit ihrem Verhalten nur unglücklich machen, wie Hohn.

Doch wer drängt sie zu einem solchen Verhalten, sie selbst?

Da sind ja noch die Geschäftsleute, diejenigen, die daran verdienen, dass immer schneller gearbeitet und immer mehr gekauft wird. Auch Momo soll verführt werden, das Bibi Girl, hervorragend als menschlicher Roboter dargestellt, zeigt Momo gleich, worauf es ankommt: vor den Freunden anzugeben mit dem, was man hat und immer mehr zu kaufen „ich möchte noch mehr Sachen haben“. Dass eine echte Befriedigung dadurch nicht erreicht werden kann, ja gar nicht beabsichtigt ist, gibt die Geschäftsfrau, die die Vorzüge der Bibi Puppe anpreist, auch gleich zu. Denn man kann immer mehr Ergänzungen kaufen, ja sogar einen Roboter Gefährten Bubi Boy. Doch Momo erkennt schnell den Mangel der allzu perfekten Spielzeuge. „Man kann sie nicht liebhaben“.

Und so provoziert sie die Produktmanagerin des Konzerns Sorglos dazu, die wahren Ziele des Konzerns preiszugeben. Die Menschen sollen an die Produkte gebunden werden. All ihre Kraft sollen sie dazu verwenden mehr zu besitzen und sich damit Ansehen zu erkaufen. Diese Art von Anerkennung kann Momo jedoch nicht locken.

Als Momo ihren Freunden Gigi und Lilli von ihren Erkenntnissen berichtet, sind sie sich einig, dass alle die Wahrheit erfahren sollen. Wenn nur alle wüssten, was sie da tun, wie sehr sie manipuliert werden und wie viel sie dabei verlieren, dann würden sie schon aufhören. Doch die Demonstration verläuft schnell im Sande. Die Plakate „Nieder mit dem Sorglos Konzern“ scheint niemand mehr wahrzunehmen.

Die Freunde sind niedergeschlagen und trennen sich enttäuscht. Zum Trost geben sie Momo ein Buch. Es ist das Buch Momo von Michael Ende. Als sie beginnt daraus zu lesen, entsteigt ihm ganz selbstverständlich die Buchmomo. Sie will helfen und an ihrer Stelle mit den Menschen reden. Jeder werde sie für die lebende Momo halten, denn beide seien irgendwie eins. Diesmal sei es schwieriger, denn die Grauen Herren hätten sich als Businessleute getarnt. Die erste Momo schöpft neue Hoffnung, da die zweite Momo, die ja schon erfolgreich war, ihr hilft.

Beide Momos zeigen großes darstellerisches Können gerade in ihrem zurückhaltenden Spiel.

Momo zwei sucht Meister Hora auf, doch auch er scheint den Versuchungen des Konsums erlegen zu sein. Er könne nicht helfen, doch er könne Momo zeigen, wie die Welt in einem Jahr aussehen werde. Durch die Allsichtsbrille erblickt Momo ihre Freundinnen Gigi und Lilli, die Sklaven ihrer Verträge mit ihren Produzenten geworden sind, zwar erhalten sie Ruhm und Geld, doch glücklich sind sie nicht. Sie erzählen nicht einmal mehr die gleichen Geschichten, sondern nur noch was das Publikum nach Ansicht ihrer Manager gern hören will.

Auch Beppo sieht Momo durch diese Zukunftsbrille. Er wurde mit seiner Verantwortung gegenüber seiner Familie, die von ihm abhängig ist und der Drohung, seinen Job zu verlieren zur neuen, effektiven Lebens- und Arbeitseinstellung gezwungen. Das Beppos Einlenken verständlich und folgerichtig wirkt, verdankt die Szene nicht nur dem erneut überzeugenden Spiel des Straßenkehrers, sondern vor allem der wunderbar gefühllos und unmenschlich agierenden Geschäftsfrau.

Meister Hora ist sich sicher, dass er nichts für die Menschen tun kann, sie könnten sich nur selber helfen. Doch Momo will noch nicht aufgeben. Sie besucht als erstes Gigi und Lilli. Die Geschäftsfrauen sind jedoch vor ihr da und versuchen sofort Momo zu verführen. Sie wollen sie zu einem Kinderstar machen.

Momo entzieht sich und trifft auf die Kinder, die nun im Gleichschritt marschieren und das Spielen lernen müssen. Dies mache zwar keinen Spaß, doch sei es nützlich für das spätere Leben. Momo scheint zu spät gekommen zu sein. In einer eindrucksvollen Massenszene rennen und hetzen nun alle umher. Man kann die Verzweiflung spüren, die Momo bei diesem Anblick befällt. Sie unterbricht sie nur noch gewaltsam: „Hat denn keiner mehr Zeit?“

Bewusstseinsveränderung scheint nicht so einfach zu sein. Jedenfalls hilft der Apell allein wohl nicht.

Bewusst verzichtet die Inszenierung auf ein Happy End. Das eher deprimierende Ende bildet die Wirklichkeit ab und zeichnet sich im Laufe des Spiels schon ab.

Die Ausweglosigkeit ihrer Situation wird durch die zweite Momo noch gesteigert, denn auch sie kann nicht helfen.

Die grauen Herren: Bei Michael Ende waren sie keine Menschen, sondern Gestalt gewordene Gier, entstanden aus gestohlener Zeit der Menschen, seelenlos und außerhalb der Menschen. Hier werden sie wieder in die Realität geholt. Seelenlos wirken daher die Geschäftsfrauen, gekleidet in uniformen Geschäftsdress, ausschließlich betriebswirtschaftlichen Zielen verpflichtet. Ihre Dialoge sind daher auch zum Teil denen der grauen Herren entlehnt.

Neben der gut durchdachten Handlung überzeugte das Stück durch deutliche Sprache und den Mut zu einem völlig offenen, ja nahezu trostlosen Ende.

Den Zuschauern bleibt, sich selber zu fragen, wie sehr sie sich unter das Diktat der Zeit stellen lassen, ausbeuten, entfremden von sich und denen die sie lieben, doch kaum noch zu sehen bekommen.