Mittwochmorgen, 8 Uhr, im zum Zeitcafé umdekorierten Forum – passend zum Kastellauner Beitrag „Keine Zeit“- , ist Tellergeklapper zu hören, die Stimmung ist froh und heiter. Das Frühstück für die Teilnehmer der LSTT wurde von Frau Jaeger mit der Hilfe von Schülerinnen und Schülern der IGS Kastellaun vorbereitet. Dank der vielen Kuchen und Essensspenden der Eltern unserer Schule, sahen die Mahlzeiten sehr vielseitig aus und für jeden war etwas dabei.
Um das Mittagessen kümmerten sich an diesem Tag die Landfrauen aus Hollnich, ein dickes Dankeschön an dieser Stelle.
Die Teilnehmer des Landessschultheatertreffen schliefen in extra und individuell vorbereiteten Klassenräumen, der normale Unterricht war in andere Räume umgelegt worden.
In ihren Quartieren konnten die Gäste gemeinsam zusammen sein, lachen, Spaß haben und die Zeit im Hunsrück genießen. Die Stimmung war immer ausgeglichen und fröhlich.
Die Chance, die Theaterstücke der anderen besuchen zu können, war etwas ganz Besonderes, denn die Stücke der einzelnen Schulen waren sehr abwechslungsreich und unterschiedlich.
In der Zeit der Landesschultheatertage wurden viele neue Kontakte geknüpft und auch neue Freundschaften geschlossen, vor allem in der abendlichen Freizeit, die sich die Schülerinnen und Schüler individuell einteilen konnten oder auch während des Gauklerfestes.
Am Freitagmorgen fanden die Landesschultheatertage dann ihr Ende. Die Schülerinnen und Schüler der einzelnen Schulen fuhren mit neu gesammelten Erfahrungen und Erinnerungen, an eine tolle Woche, wieder nach Hause.
Zitate von Schülerinnen der IGS Stromberg waren unter anderem Sätze wie:
„ Ich würde nochmals daran teilnehmen, es war echt eine tolle Zeit“.
Gleich zwei Grundkurse des 12. Jahrgangs des Friedrich-Wilhelm-Gymnasium Trier hatten sich zusammengetan, um ein beeindruckendes Bewegungstheater zu präsentieren.
Sie begannen ihr Spiel mit der Vorführung eines Haka, einem zeremoniellen Tanz der Maori. Schnell teilte sich die große bühnenfüllende Gruppe in zwei, drei dann fünf Gruppen, die jede ein bestimmtes Gefühl mimisch und gestisch vorstellten. Diese Haltungen glitten bald von einer zur anderen Gruppe und wechselten solange, bis ein Darsteller in Lachen ausbrach und damit nach und nach alle ansteckte.
Dieses Hin und Her, Gegeneinander und Miteinander war auch Thema der nächsten Szenen.
Die Darsteller führten ein gekonntes sehr diszipliniertes Tanztheater auf.
Auf Grund der typischen Musik ließen ließen sich bald drei Gruppen als Christen, Moslems und Juden identifizieren. Tanz wandelte sich bald in Aggression, diese in Kampf, wobei sich jede Gruppe einer anderen Waffe bediente: Stock, Seil und Faust. Sehr beeindruckend waren hier die langsamen, akkuraten Bewegungen, wie eine Zeitlupe im Film (Slow motion), die zuletzt im Freeze endeten.
Auch hier wird die bedrohliche Szene wieder durch einen Einzelnen aufgelöst, der zu einer neuen gemeinsamen Musik erst einen Spieler erweckt, beide dann weitere, bis alle in einem fröhlichen Gruppentanz die Bühne verlassen.
Nach einem Gordischen Menschenknoten und Siamesischen Zwillingen ging das Spiel über in eine Bearbeitung der Ringparabel aus Lessings „Nathan der Weise“.
Einen großen Holzreifen hatten die Zuschauer zu Beginn beständig im Blick, während sein besonderer Wert von den Darstellern, die ihn bewundernd weiterreichten, demonstriert wurde.
Mehrere Zeitungsleser zeigten, immer von einer spezifischen Musik begleitet, die Bedeutung der Geschichte und das allgemeine Interesse, das sie hervorruft. Auch weitere aktuelle Medien, wie Facebook und Spielshows im Fernsehen dienten diesem Zweck.
Die Parabel wurde neben und zwischen diesen Spielszenen rezitiert, bis alle drei Söhne einen der ununterscheidbaren Ringe, die bei Lessing für die drei großen Religionsgemeinschaften der Juden, Christen und Moslems stehen, besitzen. Doch dort, wie auch in dieser Bearbeitung werden sie mit der Aufgabe zu beweisen, wer ihn zu Recht trägt, allein gelassen. Die Wunderkraft, die dem Ring eigen sein soll, nämlich beliebt zu machen, wird sich erst in der Zukunft zeigen.
Bei der reichhaltigen Auswahl der Themen zeigte die Gruppe großes technisches Können und Vielseitigkeit im Ausdruck.
Für diese große Leistung ernteten sie, wie ihre Spielleiter, verdienten, langanhaltenden Applaus.
Die Schülerinnen und Schüler der Theater-AG des Friedrich-Magnus-Schwerd-Gymnasium Speyer begannen ihr Spiel rasant und unvermittelt: „Das Leben ist so - du wirst einfach hineingeworfen...“
Rote Schnüre dienen als vielgestaltiges Spielgerät von Kindern und sofort wird klar, um was es hier gehen wird. Um das Leben selbst, die roten Fäden, die sich durch das eigene Leben ziehen, die Beziehungen, die die Menschen miteinander verbinden.
Die roten Schnüre begleiten das sehr ausdrucksstarke Spiel dieser Gruppe auch in den nächsten Szenen. Wie ein Netz schlingt es sich um die Darsteller, die zur Musik von den Wise Guys: „Facebook“ typisch belanglose Kommunikation über Facebook austauschen, zum großen Vergnügen der überwiegend jugendlichen Zuschauer, die sich darin selbstironisch wiedergespiegelt sahen.
Aber neben diesen Beziehungen sehen sich die Jugendlichen auch ganz realen Verstrickungen ausgeliefert. So zeigten die Darsteller in knappen Szenen typische Probleme mit Eltern und Lehrern, in denen es um hohe Anforderungen, Missverstehen, Scheidung, das Aufgeben von Beziehungen bei Umzug geht. Sehr schön anschaulich dabei das beständige Zerren der Eltern und Lehrer an den Schnüren, an denen die Jugendlichen hängen, wie um ihre Abhängigkeit zu demonstrieren.
Ihre eigenen Wünsche und Träume erfährt man gleich darauf, während sich die Darsteller symbolisch um sich selbst drehen.
Ein zentrales Ziel, die Liebe, Zweisamkeit, der Wunsch nach Anerkennung vom vielleicht noch aus der Ferne angehimmelten Wunschpartner, soll seine Verwirklichung wieder im Netz via Facebook finden. Doch dieses Medium scheint eher eine Partnerschaftsverhinderungsagentur zu sein. Jedenfalls wird dieser Eindruck in der sehr schönen und präzise gespielten Szene vermittelt, in der ein Mädchen ihren Freundinnen schreibt, wie sehr sie sich wünscht, von einem bestimmten Jungen angesprochen zu werden, doch zu sehr in ihre Facebook Kommunikation vertieft ist, um zu bemerken, dass er gerade dies sehr romantisch doch zuletzt verzweifelt in der realen Welt versucht. Das führt zu sehr komischen Momenten, das Publikum konnte sich das Lachen nicht verkneifen und belohnte die Schauspieler mit Szenenapplaus.
Bleibenden Eindruck bei den Zuschauern aber hinterließ eine Szene, die man mit dem Ausdruck: „Gefällt mir“ überschreiben könnte. Das wahllose Bewerten banalster bis ernsthafter Aussagen durch den sog. „Gefällt-mir-button“ wurde von den Darstellern rasant und beeindruckend vorgeführt und gipfelte in der Frage: „Soll ich mich von einer Brücke stürzen?“ und die promte und unüberlegte Antwort aller: „Gefällt mir.“ Das Lachen blieb den Zuschauern im Halse stecken und wandelte sich in Applaus und Zustimmungsrufe.
In der nächsten Szene erfährt man dann an einem Beispiel, welchen Wünschen und Träumen dieser Jugendliche nachhängt. Wie er sich sein Leben vorstellt und plant, und wieder wird an ihm gezerrt, diesmal ist es das Schicksal selbst, die Hindernisse und Fallstricke, die das Leben für sie bereithält. Vier Schülerinnen agieren hier als Parzen.
In der Szene „Offline“ werden wir Zeuge, wie es sich anfühlen muss, wenn man auf Entzug von der Droge Facebook bzw. Internet ist. Entsetzt halten die Darsteller kleine rote abgerissene Schnüre in den Händen. Völlig unverbunden mit den anderen, scheint nun gar keine Kommunikation mehr möglich, ein Hauch von Absurdität entsteht, wenn die verzweifelten Akteure punktuell dann doch aufeinander reagieren. Diese Irrealität erzeugenden komischen Brüche sind hier sehr wirkungsvoll eingesetzt, um das Absurde der Situation, aber auch die selbstironische Haltung zu diesem Problem noch zu verstärken. Und wieder können die Schülerinnen und Schüler auch über sich selber lachen, denn je banaler die Aussagen, die Fragen, die Themen sind, über die man kommunizieren möchte und nicht kann, desto verzweifelter und desto komischer ist ihr Spiel. Die Szene endet mit der kaum wirklich ernst gemeinten Aussage: „Real life sucks!“
Bei allen Szenen fiel, neben gekonntem Spiel sehr positiv der präzise, oft komische und nie seine Wirkung verfehlende Text sowie die klare Sprechweise der jungen Schauspieler auf, die zudem mit sichtbarer Spielfreude das Publikum mitrissen.
In der Schlussszene, in der jeder Darsteller bewaffnet mit einem roten Knäul einen kleinen Monolog hält, erfährt der Zuschauer, auf was es wirklich ankommt: die eigenen Fäden in die Hand zu nehmen, dem eigenen roten Faden zu folgen und dabei ganz natürlich seinen Lebensfaden mit denen anderer zu kreuzen und Beziehungen aufzubauen, während man den eigenen Zielen folgt.
In der vollen Aula bekam diese Truppe zu Recht tosenden Applaus von begeistert von ihren Stühlen springenden Zuschauern.