Keine Zeit – Im Würgegriff ökonomischer Zwänge
Die Theater AG der Integrierten Gesamtschule Kastellaun beschäftigte sich in den letzten Monaten mit der Frage, warum die Menschen heute keine Zeit mehr haben. Als Grundlage der Auseinandersetzung diente der Märchenroman „Momo“ von Michael Ende.
„Keine Zeit“ - so nannte die Theatergruppe ihr Stück. Die Grundidee der Inszenierung beruht darauf, der Frage nachzugehen, ob den Menschen nach dem Sieg des Mädchens Momo über die Zeiträuber wirklich mehr Zeit für sich und für andere bleibt. Mehr Zeit zu lauschen, zu schauen, sich zu öffnen, teilzuhaben und andere teilhaben zu lassen? In der Auseinandersetzung mit diesen Fragen kamen die Schüler zu einer niederschmetternden Antwort. Die Zeiträuber in Gestalt der „grauen Herren“ sind zwar von Momo vernichtet worden, doch ihre Ideen leben in den Köpfen der Menschen weiter und ergreifen Besitz von ihnen.
Geschäftsfrauen und Managerinnen verkörpern die ökonomischen Zwänge, die die Zeit der Menschen bestimmen. Momo nimmt zwar gemeinsam mit ihren Freunden Gigi, Lili und Beppo den Kampf auf, weil sie glaubt, durch Aufklärung eine Bewusstseinsänderung erreichen zu können, muss jedoch verzweifelt feststellen, dass nicht nur ihre Freunde Gigi, Lili und Beppo, sondern auch der Maurer Nino und der Wirt Nicola im Strudel von Hektik und Stress gefangen sind. Selbst die Kinder haben keine Zeit mehr, soll aus ihnen doch schließlich mal was Nützliches werden. Doch da erfährt Momo unerwartet Hilfe von dem Mädchen Momo aus dem Märchenroman von Michael Ende, das ihr nach der Lektüre des Buches ihre Hilfe anbietet.
Die Märchengestalt Momo glaubt mit Hilfe von Meister Hora, der ihr bereits im Kampf gegen die grauen Herren geholfen hat, einen Ausweg finden zu können. Doch auch dieser scheinbare Ausweg erweist sich als Sackgasse. Das Stück lässt die Zuschauer allein mit der Frage, ob ihnen in der modernen Welt genügend Zeit für sich und andere bleibt und ob sie sich dieser Frage überhaupt stellen und sich mit ihr auseinandersetzen wollen.
Das Theaterstück entstand im Rahmen einer Theater AG, in der sich 18 Schüler der 10. Jahrgansstufe engagieren. Hier wurden die einzelne Szenen entwickelt und Ideen für eine Gesamtkonzeption gesammelt.